Europäische Aktien weiter obenauf…und warum weiterhin gilt: Europäische Familienunternehmen statt nur US-Technologieriesen
Europäische Aktien haben in diesem Jahr bisher, wie erwartet, eine bessere Entwicklung als ihre Pendants in den USA oder Japan gezeigt. Lesen Sie hierzu unseren nach wie vor aktuellen Blog „Erfolgreiche Investments in die Zukunft: Europäische Familienunternehmen statt US-Technologieriesen“ vom November letzten Jahres.
Im Folgenden schreiben wir darüber, was weiterhin für Aktien im Generellen, für Europäische Aktien und für Aktien von ausgewählten europäischen Familienunternehmen im Speziellen, spricht:
Europäische Aktien obenauf
Rot: Europäische Aktien (+16,03%)
Grün: US-Aktien (+13,36%)
Lila: Japanische Aktien (+7.14%)
Blau: US-Tech-Aktien (+6,91%)
Quelle: Refinitiv, CONREN Research GmbH; Stand: 31.5.2021
Für die Vermögensklasse Aktien spricht u.a.
– Das „New Normal 2.0“ führt weiterhin zu einer Jagd nach Rendite und einem Strom von Liquidität in Vermögenswerte – zu einer Vermögenswertinflation. In diesem Umfeld gibt es an den Kapitalmärkten wenige Alternativen zu Aktien.
– Stockpicker-Markt: Die COVID-Krise und Disruptionen in vielen Industrien sowie Blasenbildungen in Teilbereichen machen die Einzeltitelauswahl wieder wichtiger, vor allem aus Risikomanagement-Gesichtspunkten.
Für Europäische Aktien spricht u.a.
– Europa hat als lange ungeliebter Markt einiges aufzuholen; die jüngsten Fortschritte der Impfkampagne, die guten Wachstumszahlen und die in Aussicht stehenden Lockerungen der Lockdowns sind hierfür die wesentlichen Treiber
– Niedrigere Bewertungen als zum Beispiel in den USA
– Die in Europa dominanten zyklischen Werte, sollten in den nächsten Monaten überproportional gewinnen; wir sehen angesichts der Lockdown-Lockerung Rotationen am Aktienmarkt
– Geringere Inflationsangst als zum Beispiel in den USA und daher weniger Befürchtungen, dass die EZB mit Tapering beginnt oder kurzfristig überreagiert
– Während den jüngsten Korrekturen bei „Hype“-Themen, wie zum Beispiel Kryptowährungen oder Technologiewerten aus den USA oder China, zeigten sich europäische Werte relativ stabil.
– Europa ist aktuell der Aktienmarkt mit Momentum: Wir sehen das am Nachrichtenstrom als auch an den ETF-Inflows (nach Jahren von Outflows)
– US-Märkte werden vermutlich bald höhere Unternehmenssteuern zu eskomptieren haben
Für ausgewählte Familienunternehmen spricht u.a.
– Wir stehen vermutlich vor der Zyklus-Phase von Wirtschaft und Märkten, in denen Familienunternehmen sich in der Vergangenheit maßgeblich besser entwickelt haben (lesen Sie hierzu March2020 CONREN Studie zu Familienunternehmen_V10_NC.indd (conrenresearch.com)
– „Meister der Krise“ – bereits in 2008/2009 sind Familienunternehmer/innen aus der Finanzkrise gestärkt hervorgegangen. Aber auch während der Europäischen Verschuldungskrise 2010/2011 oder im Pandemiejahr 2020 haben sie sich äußerst gut geschlagen. Es spricht unseres Erachtens vieles dafür, dass dies auch künftig der Fall sein wird.
– Wir setzen vor allem auf wachsende Unternehmen mit starker Marktstellung und starken Bilanzen. Diese sollten in den nächsten Monaten und Jahren überproportional profitieren und die beste Chance/Risiko-Relation bieten. Dabei diversifizieren wir verschiedene Zukunftsthemen und Unternehmensgrößen: Globale Champions als auch Hidden Champions.
– Sie besetzen viele Zukunftsthemen, sind aber oft nicht an vorderster Front, wenn es darum geht, welche(r) Technologie(standard) sich durchsetzt oder wenn es nunmehr um politische Themen wie Datenschutz, Ausnutzung von Marktmacht, Mitarbeiterstatus oder Steuern geht (lesen Sie hierzu CONREN-Kolumne: Erfolgreiche Investments in die Zukunft: Europäische Familienunternehmen statt US-Technologieriesen | CONREN Fonds).
– In einer neuen Krise hilft langfristig Enkelsicherheit*
* Ein zentrales Ziel von vielen Familienunternehmen lässt sich mit der „Enkelfähigkeit“ des eigenen Handelns umschreiben. Familienunternehmen treffen langfristige und nachhaltige Entscheidungen. Investitionen sind darauf ausgerichtet, das Unternehmen stärker an die nächste Generation weiterzugeben als es von der vorherigen übernommen wurde. Familienunternehmer wissen, dass sie oder ihre Kinder, und nicht der nächste Manager, Krisen selbst auslöffeln müssen. Darum gehen sie in aller Regel mit stärkeren Bilanzen und ausreichend Liquidität in die Krise. So können sie sich, auch in der Krise, unaufgeregt auf das Operative konzentrieren. Familienunternehmen sind auch krisenfest, weil sie zäh, krisenbewusst und kampferfahren sind. Wir sehen in dieser COVID-Krise wie groß der Vorteil ist, wenn Unternehmenslenker ihre Unternehmen bereits erfolgreich durch andere Krisen gesteuert haben. Sie wissen viel schneller was zu tun ist. Familienunternehmer konzentrieren sich auf das Wesentliche und leben für das Unternehmen. Gerade während einer Krise geht es um das eigene Geld und die eigene Reputation.
Wo Chancen sind, gibt es auch Risiken. Wir sehen die bekannten großen Risiken vor allem hier:
Steigende Inflation zwingt Notenbanken dazu, das New Normal 2.0 zu beenden oder zumindest zu unterbrechen. Die große Diskussion besteht darin, ob aktuell stark steigende Inflation nur vorübergehend – nach der „COVID-Pause“ – oder strukturell ist. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir Daten haben, um diese Frage zu beantworten. Die Gefahr ist daher aktuell vor allem, dass Märkte hohe Inflation und entsprechende Notenbankreaktionen (Tapering, höhere Zinsen, geänderte Rethorik) vorwegnehmen bzw. dass Notenbanken (und hier vor allem die unter Druck stehende US-Fed) einen Fehler machen. Wir sehen, dass Unternehmen als Reaktion verstärkt Lager aufbauen.
COVID19:
– Mutationen, die ansteckender, tödlicher sind, die Impfstoffe ganz oder teilweise umgehen – und dadurch zu neuen oder der Verschiebung der Lockerungen der aktuellen Lockdowns führen können
– Stockender Impffortschritt
– Keine interkontinentalen Reisen für Touristen, Konsumenten, Geschäftsleute
– Langfristige Restriktionen, immer wieder aufflackernde Infektionsherde, Lieferkettenproblem
– Hohe Verschuldung von Regierungen, Unternehmen und bestimmten Konsumentengruppen
– Verstärkte Disruption in einzelnen Industrien und Branchen
– Politik: Nationalismus, Populismus, Steuern, verstärktes Eingreifen in den Markt, Fiskalprogramme, Regulierung, Handels- und Währungskriege, Marktabschottungen, regionale Konflikte, USA vs. China
– Platzen von Spekulationsblasen in Teilmärkten
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