Monatliches Update Familienunternehmen-Aktien

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Märkte bleiben weiter verunsichert und das Jahr 2022 bleibt was die Performance von Renten- und Aktienmärkten angeht schwierig.

Insgesamt sind wir in Bezug auf unser Portfolio von ausgesuchten Familienunternehmen auf langfristige Sicht weniger pessimistisch als der Markt. Natürlich gibt es eine Anzahl von erhöhten Risiken. Da besteht kein Zweifel und gerade politische Risiken, wie der Krieg in der Ukraine oder die COVID-Strategie in China, sind schwer einzuschätzen. Doch gerade der Blick ins Portfolio des CONREN – Generations Family Business Equity zeigt, dass viele Risiken und viel Unsicherheit bereits in den Aktienpreisen enthalten sind. Wir sind zuversichtlich, dass der überwiegende Teil der Familienunternehmen in unserem Portfolio langfristig sehr gut aus den aktuellen Krisen kommen wird. ABER: Es kann nach wie vor noch schlimmer werden, bevor es besser wird. Wenn es besser wird, kann es dann allerdings wiederum sehr schnell in die andere Richtung gehen. 

Wir haben über die aktuelle Großwetterlage in den letzten Newslettern viel geschrieben (siehe: Newsletter | CONREN Fonds). Daher dachten wir, dass wir Ihnen in diesem Monat einen kurzen Einblick in die bisher sehr gute und damit ermutigende Reporting-Season für das erste Quartal 2022 gewähren – also einen Einblick in unsere tägliche Arbeit in Bezug auf die Familienunternehmen im Portfolio: 

In vielen Portfoliounternehmen ist das Umsatzwachstum vom Angebot (also von der Lieferungen von Rohstoffen und Bauteilen sowie den eigenen Produktionskapazitäten) und nicht von der Nachfrage beschränkt. So zum Beispiel auch bei CNH Industrial. Das von der Agnelli-Familie und dem Familienchef John Elkann (Ur-Enkel des Fiat-Gründers) geprägte Unternehmen produziert unter anderem Maschinen für die Landwirtschaft (Nummer 2 in der Welt). Das Unternehmen konnte im Vergleich zum 1. Quartal im Vorjahr nicht nur seinen Umsatz um 23% steigern, sondern gleichzeitig seine Bruttomarge erhöhen – und damit die Markterwartungen ein ganzes Stück übertreffen. Dazu liegt das Orderbuch 1,4x über dem Vorjahr. Wir haben Aktien des Unternehmens im ersten Quartal dieses Jahres gekauft  – u.a. aufgrund einer vielversprechenden strategischen Neuausrichtung, des inhärenten Inflationsschutzes der Branche, des Umsatzanteils in den USA und der relativ günstigeren Bewertung. 

Höhere Inflation steht schon seit geraumer Zeit als ein zentrales Risiko für Aktien im Raum. Doch ausgesuchte Aktien konnten in der Vergangenheit langfristig Inflationsschutz bieten. Daher sind wir das Portfolio schon im letzten Jahr immer wieder in Bezug auf Preissetzungsmacht durchgegangen. Manche Unternehmen können höhere Rohmaterialpreise, höhere Logistik- oder Energiekosten sofort an ihre Kunden weitergeben. Andere brauchen ein paar Monate dazu. Für den italienischen Getränkehersteller Campari (gegründet 1860 in Mailand von Gaspare Campari) hat das etwas gedauert, aber nun für das erste Quartal 2022 sehr gut geklappt: Der organische Umsatz wuchs um +29.4% gegenüber dem ersten Quartal im Vorjahr (16% mehr als der Markt erwartet hatte) und das Operative Ergebnis (EBIT) konnte wiederum gleichzeitig um fast 4% auf 21.4% gesteigert werden. Das Management um den Familienkümmerer Luca Garavoglia (seit 1994 Chairman) konnte den Umsatz in den letzten 3 Jahren damit um sage und schreibe 13% pro Jahr (CAGR) steigern. Doch Qualität und gute Wachstumsaussichten haben auch ihren Preis. Das spiegelt sich in der Bewertung wider. Generell haben wir im CONREN – Generations Family Business Equity ein Bias zu Qualitätsaktien – deren Bewertungs-Prämien kommen im aktuellen Marktumfeld natürlich etwas unter Druck. Die höchsten Preissteigerungen im ersten Quartal hatte Campari übrigens bei Glas zu notieren.

Die Aktien unserer Portfoliounternehmen im Superzyklus-Investmentthema „Integrationssoftware / Cloud-Computing“ sind dieses Jahr auch preislich unter Druck gekommen. Beide haben aber im ersten Quartal dieses Jahres die Markterwartungen ein ganzes Stück übertroffen: Nemetschek (Software für das Bauwesen aus München, gegründet 1961 vom Bauingenieur Georg Nemetschek) konnte seinen Umsatz um +21% zum Quartal im Vorjahr steigern (Markterwartung war 17%). Das EBITDA (Operatives Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen) konnte sogar um +41% gesteigert werden – die Marge stieg auf 36.3% (von Analysten waren 33.5 erwartet worden). Dassault Systèmes hat Markterwartungen ebenfalls bei Umsatz, Operativem Ergebnis und Gewinn ein ganzes Stück übertroffen – wiederkehrende Umsätze aus „support & subscription“ repräsentieren mittlerweile 81% des Software-Umsatzes. Die Bereiche 3DEXPERIENCE- und Cloud-Software wuchsen beide um über 20%. 

Selbst unser Portfoliounternehmen aus dem Lebensmittelbereich konnte, trotz erheblicher Rohstoffpreissteigerungen und Lieferprobleme, glänzen. Das spanische Unternehmen Ebro (Pasta- und Reis-Gerichte) konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um +24% steigern und musste gleichzeitig nur einen leichten Abstrich bei der EBITDA-Marge (Operatives Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen) machen: 12% versus 13% vor einem Jahr.

Ein Beispiel für teilweise extrem zurückgekommene Bewertungen ist der viertgrößte Automobilhersteller der Welt (nach verkauften Fahrzeugen) Stellantis (mit den Marken Fiat, Peugeot, Chrysler Citroën, Opel, Jeep, Lancia, Masserati und einigen mehr): Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist nunmehr bei 3 angekommen.

Viele Portfoliounternehmen haben nach wie vor einen Rekordauftragsbestand. Neben überlegten und auf das gesamte Produktportfolio strategisch verteilten Preiserhöhungen bleibt der richtige margenstarke Produktmix wichtig. Dazu das Managen von Engpässen bei Rohstoffen und Zulieferern. Die Engpässe aufgrund des Omikron-Ausbruches in China haben ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht. Viele Lieferketten werden sich nun wohl erst im nächsten Jahr normalisieren. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen mehr Sicherheitspuffer in ihre Lager einbauen werden – wir also auf einen Super-Lager-Zyklus zusteuern. Bisher sind die Lager vielerorts aber nach wie vor auf einem eher niedrigen Niveau.

Was den Ausblick angeht bleiben viele Unternehmen aufgrund all der aktuellen Unsicherheiten recht vorsichtig – viele nennen Lieferengpässe und Ukraine-Krieg.

Wir fühlen uns in dieser Marktphase mit der aktuellen Balance von Investmentthemen, von Wachstums- und Value-Werten sowie großen und mittelgroßen Unternehmen wohl. In der aktuellen Positionierung halten wir weiterhin ca. 60% zyklische Werte, ca. 11% IT-Werte und ca. 13% Small Caps. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung im Portfolio beträgt Euro 35 Mrd. Wir haben im CONREN Generations – Family Business Equity weiterhin einen gewissen Bias zu Qualitätsaktien.

So bleiben wir, trotz der aktuellen Risiken und den größeren Schwankungen an den Märkten, vor allem langfristig, weiterhin sehr positiv was die weitere Entwicklung von ausgewählten Aktien europäischer Familienunternehmen angeht. Wir versuchen weiter Chancen und Risiken vor allem auf Ebene der Einzeltitelauswahl und der Portfoliokonstruktion zu managen – die langfristige Ausrichtung bleibt hierbei zentrale Vorgabe und Stärke.

Wir stehen Ihnen bei Fragen, Anmerkungen oder Verbesserungsvorschlägen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit herzlichen Grüßen


Andreas Lesniewicz
Fondsmanager
CONREN – Generations
Family Business Equity Fonds