13. Januar 2019
Marktkommentare
2019 Ausblick – CONREN Marktkommentar
Die zentralen Fragen zum Anfang des neuen Jahres sind: Sehen wir einen reinen Marktstimmungsumschwung, nach Rekordbullenmarkt, oder hat sich fundamental etwas geändert? Sehen wir das Ende von Goldilocks und die Rückkehr zum Old Normal?
Um diese und andere Fragen zur weiteren Börsenaussicht in größerem Detail zu besprechen, laden wir Sie herzlich ein
zur Webkonferenz „CONREN Markteinschätzungen“
mit CONREN-Fondsmanager Patrick Picenoni (Altrafin)
am 16. Januar 2019
von 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr ein,
Sie können sich hier anmelden.
- Wir erleben aktuell eine Vermögenswertanpassung – eine Anpassung der zuvor zu hohen, sich in Teilen widersprechenden Erwartungen. Das (zuletzt durch Trumponomics künstlich weiter angefachte) Wachstum und die Unternehmensgewinnexplosion der letzten Jahre wurden, wie in der Euphorie üblich, einfach extrapoliert. Fundamental hat sich nichts verändert.
- Wichtig ist: Wir glauben aktuell noch nicht an eine neue Finanzmarktkrise oder eine tiefe, globale Rezession. Ein Kursrückgang von 25 bis 30% bei den globalen Aktienindizes von den Hochs im letzten Jahr (Europa im Januar und USA im Herbst) ist aber realistisch.
- Ein erstes Opfer des sich ankündigenden Bärenmarktes waren Short-Volatility-Produkte. Sie verloren, nach ein paar erfolgreichen Jahren, in kürzester Zeit teilweise über 90% an Wert. Wie so oft bei Trendwenden sind die ersten Opfer am Rande des Investmentspektrums zu finden.
- Die nächsten 1–2 Quartale werden wohl weiterhin schwierig bleiben. Märkte befinden sich inmitten eines Re-Kalibrierungsmodus. Sie sortieren sich neu. Die hohe Performance-Divergenz zwischen verschiedenen Regionen und Sektoren wird zunächst bestehen bleiben – wir haben im Herbst/Winter eine große Sektorenrotation gesehen.
- Sicherlich wird sich das globale Wachstum abschwächen und wahrscheinlich haben wir das Hoch des Wachstums von Unternehmensgewinnen und -margen in diesem Zyklus bereits gesehen. Das ist aber schon länger klar. Die US-Fed geht in 2019 nach wie vor von einem Wachstum von 2,3% aus – wir kommen also von einem sehr hohen Niveau. Das Pendel schwingt, nach unserer Meinung, nun zu sehr auf die negative Seite. Wurden Nachrichten zuvor zu positiv interpretiert, ist es nun umgekehrt. Fundamental hat sich nach unserer Einschätzung nichts Grundlegendes geändert.
- Der Weg vom New zum Old Normal ist ein schmerzhafter Prozess – dieser wird aber eine Weile dauern und nicht in einem Ruck passieren (nachdem dieses Umfeld für über 10 Jahre vorgeherrscht hat).
- Sentiment-Wende von Euphorie und Gier bzw. der Angst etwas verpassen im Januar 2018 zur aktuellen Angst und bald Panik.
- Bewertungen werden vernünftiger: hohes Gewinnwachstum (in den USA über 20% und Europa knapp unter 10% in 2018) bei hohen Kursverlusten (ca. 6% in den USA und 13% in Europa):
- USA: Historisch vs. RoW insg. nach wie vor teuer.
KGV (12M-Forward) mit 15 in etwa auf dem historischen Durchschnitt, aber nach wie vor weit über Bärenmark-Tiefpunkten von 1990 oder 2008 von ca. 10.
Andere Bewertungsmethoden zeigen nach wie vor sehr hohe Bewertungen im historischen Vergleich: Shiller-PE, EV/EBITDA, Price/Book etc. - Europa: KGV (12M-Forward) von ca. 12 (langfristiger Durchschnitt von etwa 13) – Bärenmark-Tiefpunkte von 2008 oder 2012 von ca. 8.
Preis-Buch-Verhältnis ist bei ca. 10 (langfristiger Durchschnitt bei 12.Tiefpunkte waren 7 und 8) - Auch Japan (KGV von ca. 12) und Emerging Markets (KGV von ca. 11) haben relativ zu den USA und historisch niedrige KGVs.
- USA: Historisch vs. RoW insg. nach wie vor teuer.
- Aber: Risiko hoher Verschuldung bleibt bestehen; z.B.: Die Verschuldung bei US-Unternehmen hat ein Rekordausmaß angenommen – nicht zuletzt aufgrund von kreditfinanzierten Aktienrückkäufen. Credit-Spreads weiten sich. Das Schlaraffenland nähert sich dem Ende.
- Die Peripherie (Emerging Marktes, Europa und Japan) sollte bereits einen großen Teil der Kursrückgänge gesehen haben. Hier könnten bald Einstiegsniveaus erreicht sein. Das Zentrum und Herz dieses Bullenmarktes, die USA, ist nicht nur zuvor länger und höher gestiegen, sondern konnte sich darüber hinaus negativem Territorium länger entziehen. Damit sind die USA in den nächsten 3–6 Monaten wohl am verletzlichsten.
- Öl: extremer Preisverfall seit Anfang Oktober zum Ende des Jahres (Brent von USD 85 auf etwa 55 – WTI von 75 auf 45). Die Marktstrukturen haben sich maßgeblich verändert. Preisentwicklungen sind damit sehr schwer vorherzusagen / Wir müssen größere Schwankungen akzeptieren. Seit einigen Jahren mischen eine Vielzahl kleiner, agiler alternativer US-Produzenten den Mark auf. Die Ölproduktion hat sich in den USA in den letzten 12 Jahren auf fast 12 Millionen Barrel pro Tag verdoppelt. Es gibt Analysen, die besagen, dass viele von ihnen bei einem Preis von USD 30 profitabel agieren können. Sie haben in den letzten Jahren, unter dem Druck der OPEC, ihre Kosten erheblich senken können. Die USA sind von einem Abhängigen zu einem Netto-Exporteur geworden.
Autor: Patrick Picenoni
Bildnachweis: id-work
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