Monatliches Update Familienunternehmen-Aktien

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr ist mit turbulenten Januar-Märkten gestartet. Märkte kämpfen sich aktuell gleich durch zwei Phasenwechsel: 
1)    nun bereitet auch die US-Notenbank-Fed endgültig den Schwenk zu höheren Zinsen und weniger Finanzmarkteingriffen vor und
2)    in vielen Teilen der Welt rückt das Ende der COVID19-Pandemie nun endlich wahrscheinlich (und hoffentlich) in greifbare Nähe. 

Das bringt, wie man es erwarten würde, Unsicherheit und schwankungsreiche Tage mit sich. Das zeigt sich auf Level der bekannten breiten Aktienindizes, aber noch mehr bei Sektoren: Einzige Gewinner im Januar sind bei europäischen Aktien Finanztitel (ca. plus 4%; hier vor allem Banken) und Energie (ca. plus 13%); dagegen verlieren IT-Werte (ca. minus 13%), Industrieunternehmen (ca. minus 9%) und Gesundheitswerte (ca. minus 6%) überdurchschnittlich (siehe Grafik unten); die großen Unternehmen nach Marktkapitalisierung, die „Large Caps“ (ca. minus 2,5%) entwickeln sich ein ganzes Stück besser als Mid-Caps oder Small-Caps (ca. minus 6% und minus 7%). Bei vielen Einzeltiteln, vor allem bei den nicht ganz großen und bekannten Unternehmen, machen die (relativen) Bewegungen in diesem Makro- und Sentiment-Umfeld für uns nicht immer Sinn. Hier braucht der Markt wohl noch Zeit sich neu einzupendeln.

Wie sind die letzten Wochen für uns als langfristig orientierte Aktieninvestoren einzuordnen? Die Frage stellt sich auch, da der CONREN – Generations Family Business Equity auf der einen Seite unter den niedrigeren Kursen, zum Beispiel bei wachstumsstarken Titeln, leidet. Dazu kommt, dass wir nicht nur in die ganz großen Aktien und Themen investiert sind: Wir haben aktuell 60% Large Caps im Portfolio mit einer durchschnittlichen Marktkapitalisierung von ca. 40 Mrd. Auf der anderen Seite profitieren wir nicht von den steigenden Kursen bei Banken – hier gibt es wenige Familienunternehmen in Europa und wir sind klassischerweise unterinvestiert. 

Schauen wir uns die Nachrichtenlage auf Einzeltitelebene von Portfoliowerten in diesem Monat an, dann gibt uns das weiterhin Zuversicht: Wir sehen bisher vor allem übertroffene Erwartungen, nach wie vor hohe Wachstumszahlen, gute Margenentwicklungen und positive Aussichten. Ein gutes Beispiel wäre wiederum der global führende Modekonzern LVMH mit einem Operativen Ergebnis (EBIT) von EUR 17,2 Mrd. – 107% höher als 2021 und 49% höher als im Pre-Covid-Jahr 2019. Der Q421-Umsatz ist um 27% gestiegen (Markerwartung war +15%).

Die Marktentwicklung im Januar kommt nicht überraschend. Man kann diskutieren, ob kurzfristig gegebenenfalls etwas übertrieben, aber langfristig ist klar, dass Zinsen steigen müssen und, dass COVID19 irgendwann an Einfluss auf Leben und Wirtschaft verlieren wird. Daher und aufgrund von Analysen auf Einzeltitelebene haben wir in den letzten Monaten IT-Werte (mit mitunter hohen Gewinnen) von ca. 19% auf ca. 11% des Portfolios abgebaut sowie zyklische Werte von ca. 70% auf ca. 61% gesenkt.

Wir müssen uns in dieser Marktbewegung auch noch einmal einen der Gründe für die Investmentphilosophie und das langfristig ausgelegte Anlagekonzept des CONREN – Generations Family Business Equity vor Augen halten: Der Aufstieg von Meme Stocks, der Fokus auf einzelne Investmentthemen und Werte, Handels-Apps für Private Investoren, Financial Influencer, das viele anzulegende Geld, passives Investieren, Trendfolgesysteme, AI-Anlagesysteme und so weiter (Sie kennen das alles) haben den Markt merklich verändert. Das macht es für uns immer schwieriger kurz- und mittelfristig Marktschwankungen und Kapitalströme konstant für einen überdurchschnittlichen Anlageerfolg zu nutzen. Schaut man sich das aber langfristig und in einer Kombination zwischen Einzelwert- und Makroanalyse an, wird die Sache in diesen so veränderten Märkten wesentlich einfacher.

Wir haben im letzten Newsletter (finden Sie hier) einige aktuelle Risiken und darunter eben auch die Gefahr „Inflation“ besprochen. Für uns ist es nun nicht so wichtig, ob es dieses Jahr 3, 4 oder gar 5 Zinsschritte in den USA geben wird und was die Mitglieder der US-Zentralbank wo wann genau gesagt haben. Das ist für viele unserer Einzelwerte langfristig nicht so relevant, zum Beispiel da sie die Möglichkeit haben Preise zu erhöhen oder da ein langfristiger Technologietrend sie stützt oder da ihre Margen von Inflation generell nicht stark betroffen sind. Inflation ist mit Sicherheit eines der großen aktuellen Risken – das ist seit Beginn des New Normals 2.0 klar. Doch für viele unserer Aktien im Portfolio ist das Risiko langfristig nicht eine erhöhte Inflation, sondern eine Inflation, die so außer Kontrolle gerät, dass Notenbanken Zinsen extrem erhöhen und Liquidität extrem abwürgen müssen. Das ist das Risiko das wir als langfristige Investoren im Auge behalten müssen. Dazu steigt selbstredend das Risiko eines Notenbankfehlers. Doch aktuell ist auch das spiegelbildliche Szenario von niedrigerem Wachstum und deflationären Tendenzen keinesfalls ausgeschlossen. 

Für die nächsten Wochen und Monate bleibt dazu zu beobachten, wie sehr Omikron noch einmal Konsum, Produktionskapazitäten und Lieferketten – und damit Wachstums- und Inflationszahlen – in verschiedenen Teilen der Welt durcheinanderwirbelt.

So bleiben wir, trotz weiter steigender Risiken und bei wahrscheinlich größeren Schwankungen, weiterhin sehr positiv was die weitere langfristige Entwicklung von ausgewählten Aktien europäischer Familienunternehmen angeht. Wir versuchen weiter Chancen und Risiken vor allem auf Ebene der Einzeltitelauswahl und der Portfoliokonstruktion zu begegnen.

Wir stehen Ihnen bei Fragen, Anmerkungen oder Verbesserungsvorschlägen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit herzlichen Grüßen


Andreas Lesniewicz
Fondsmanager
CONREN – Generations
Family Business Equity Fonds