CONREN Makro-Kolumne: Macron befreit die Märkte Europas (…dazu Exkurs „BANKS & FANGS“)

Am Sonntag hat Emmanuel Macron einen beeindruckenden Sieg errungen: mit 39 Jahren hat er mit einer pro-europäischen und pro-reform Agenda die rechten Populisten um Marie Le Pen noch einmal in die Schranken verwiesen (während sämtliche etablierten Parteien auf der Strecke blieben). Dementsprechend sinkt die politische Risikowahrnehmung an den Märkten (Stand nach der ersten Wahlrunde, zum 30. April):

Index zur globalen politischen Unsicherheit

Quelle: Bloomberg

Wie sehr die Marktteilnehmer vom Wahlergebnis (und den treffsicheren Prognosen) erleichtert waren, zeigt der massive Anstieg von risikobehafteten, europäischen Vermögenswerten nach der 1. Wahlrunde (Video „Markteinschätzung zum Ausgang der Vorwahl in Frankreich“):

Entwicklung der Aktienindizes S&P 500 (USA, dunkelblau), DAX 30 (BRD, rot), EUROSTOXX 50 (Europa, hellblau)

Quelle: Bloomberg

Wichtig war das US-Dollar Exposure abzusichern, um voll vom Wahlausgang in Frankreich profitieren zu können. Wie erwartet hat neben Aktien auch der Euro als Reaktion auf die Vermeidung von Marie Le Pen angezogen – damit haben u.a. US-Dollar nominierte Werte, wenn nicht abgesichert, Euro-Portfolien belastet.

Die Politik sollte nun, insbesondere in Europa, für eine Weile in ruhigeres Fahrwasser kommen. Wir haben noch die Wahlen in UK im Juni (allerdings wird hier ein klarer Wahlsieg von Theresa May erwartet), die deutschen Wahlen im September (die Umfragen zeigen recht deutlich, dass ein Gewinn von Strukturen in Frage stellenden Populisten unwahrscheinlich ist) und dann die Wahlen in Italien als wohl größte abzusehende Unsicherheit (spätestens bis zum 23. Mai 2018). Wir glauben nun endgültig nicht mehr, dass die Gefahr einer Korrektur bei Aktien und Renten in der politischen Ecke lauert. Vielmehr werden wiederum ökonomische Entwicklungen oder z.B. klassischerweise eine zu schnelle Zinserhöhung einer Zentralbank die fällig werdende Korrektur herbeiführen. Natürlich bleibt aber der Orange Schwan in Person von Donald Trump und Krisenherde wie Nordkorea oder Syrien als politische „Tail Risks“ bestehen.

Damit haben die Märkte in den nächsten Wochen und Monaten die Chance sich mehr auf fundamentale Daten zu konzentrieren …und diese sehen recht gut aus: Die Reflation und damit unser Hauptszenario (siehe Blog „Nicht viel neues – Märkte entwickeln sich wie erwartet“) entfaltet sich weiter: die Stimmung bei Einkaufsmanagern und Konsumenten steigt weiter an, die europäische Wirtschaft wächst aktuell schneller als die Amerikanische. Mario Draghi spricht nach “fragile and uneven”  („zerbrechlich und ungleich“) von „solid and broad” („solide und breit“). Auch die Unternehmensgewinne sind bisher sehr positiv ausgefallen: Europas Q1-Unternehmensgewinne (etwa 50% sind veröffentlicht) sind bisher die besten seit 7 Jahren. Damit sind wir sehr gut im Plan was unser im 2. Halbjahr letzten Jahres begonnenes Hauptszenario betrifft. Das schwächer als allgemein erwartete Q1-Wachstum in den USA sehen wir aktuell eher technisch begründet. Die fallenden Rohstoffpreise müssen wir dagegen genau im Auge behalten. So können diese Frühindikatoren für ein schwächeres Wachstum oder aber ebenfalls technisch begründet sein. Auch wenn es aktuell eher nach Zweitem aussieht, ist es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh.

Wirtschafts-Sentiment-Indikator der Europäische Kommission

Quelle: Bloomberg

Wie erwartet sind wir also noch in einem Goldilocks Umfeld, in dem wir das positive Momentum nutzen. Gleichzeitig nähern wir uns natürlich der nächsten Phase unseres Hauptszenarios, in dem der zyklische Aufschwung zur Gefahr u.a. für Aktienmärkte wird und der Vermögenserhalt sowie „Nutze den Bärenmarkt“ im Vordergrund stehen…bevor wir dann wieder langfristig recht positiv in die Zukunft schauen. Die Luft wird also dünner während die Risikowahrnehmung der Markteilnehmer weiter fällt (der VIX ist am tiefsten Stand seit 1993 angelangt). Wir haben dementsprechend bereits punktuell damit begonnen bei einzelnen Aktien Gewinne mitzunehmen.


Exkurs BANKS und FANGS (plus Microsoft, Apple)

Lassen Sie uns auf die Gewinner und Treiber des jüngsten Aufschwungs von Aktienindizes schauen. Passives Investieren hat einen nicht unerheblichen Anteil am aktuellen Aufwärtstrend. Es verstärkt die sich selbst nährende Entwicklung. Insgesamt wird der jüngste Aufschwung bei US Aktien (im Gegensatz zu Europäischen) nur von wenigen Aktien getragen, in 2016 oft von Banken und in 2017 bisher stark von Tech-Titeln.

Quelle: Bloomberg

Entwicklung ausgewählter US Tech-Aktien seit 2016

Quelle: Bloomberg

Entwicklung ausgewählter US Banken und des amerikanischen Aktienindex S&P 500 seit 2016

Quelle: Bloomberg


Aktueller Ausschnitt aus CONREN’s M3

„CONREN’s M3 sind Dreh- und Angelpunkt der CONREN Methodik, der aktuellen Markteinschätzung und des Portfoliomanagements“
«Wie Märkte sich verhalten sollten»
Fundamental-Daten

Makro: Liquiditätsparameter und Wirtschaftszyklen

  • Wachstum- und Inflationszahlen drehen nach oben.
  • US-Fed: Vollbeschäftigung und Inflationsziel fast erreicht. Es wird von mind. 2 weiteren Zinserhöhungen in 2017 ausgegangen; die erste im Juni gilt als sicher. Reduzierung der Fed-Aktiva wird parallel diskutiert.

Mikro: Absolute Bewertungsparameter

  • USA: S&P 500 nahe dem Hoch von 2.400. Ist historisch über dem «fair value». Nach guten Q1-Zahlen weitere Gewinnsteigerungen notwendig, um Niveau zu rechtfertigen.
  • China: Versuch Kreditwachstum einzudämmen entzieht Märkten Liquidität. Übergang zu mehr Inlandskonsum wird aktiv gemanaged. Wechselkursgefahren aktuell im Griff.

Mikro: Relative Bewertungsparameter

  • Aktien Europa: Die Abwertung des Euro – zusammen mit dem zyklischen Aufschwung bringen ein großes Aufholpotenzial für europäische Aktien mit sich. Die Wahl von Macron in Frankreich hat außerdem politische Unsicherheit rausgenommen.

„Wie Märkte sich tatsächlich verhalten“
Markt-(Dynamik)

Angebot-Nachfrage-Verhalten, markttechnische Parameter und Markt-„Sentiment“

  • S&P 500 ist in seinem zweitlängsten Bullenmarkt seit 1900 (97 Monate).
    Europäische Aktien haben vom Ausgang der Wahl in Frankreich profitiert (insb. 1. Runde) und könnten weiter gegenüber US Werten aufholen.
  • Öl: Versorgungsüberhang; unkonventionelle Förderer in den USA sind die neuen „marginalen Produzenten“ – profitabel bei 55 USD. Sie limitieren Preiserhöhungen auf 55-60 USD. Die Anzahl der Bohrtürme in den USA steigt weiter.

Lesen Sie hier mehr zum CONREN Ansatz und zu CONREN’s M3.


Autor: Ihr CONREN Team


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